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Schönes Niedersachsen…?!

Asse II

Asse II - Seit langem auch in Deiner Nähe.

Unser Landesverband arbeitet mit Kindern und Jugendlichen in einem Bundesland, das sich an vorderster Stelle mit der Frage des Verbleibs von radioaktiven Abfällen befassen sollte. Im Rahmen der Castor-Transporte  rückt das Thema einmal im Jahr in den medialen Mittelpunkt und wird von unterschiedlich qualifizierten und motivierten Menschen kommentiert. Hier geht es oftmals um das Erkundungsbergwerk Gorleben. Im Folgenden ein kurzer Einblick in das bestehende Versuchsendlager Asse II:

Bei der Asse handelt es sich um einen Höhenzug zwischen Remlingen und Groß Denkte im Landkreis Wolfenbüttel, zwanzig Kilometer südlich von Braunschweig. Von 1907 an wurde hier Steinsalz in mehreren Schachtanlagen gefördert, bis im Jahr 1964 der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde. Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF)  übernahm im Anschluss die Anlage und erforschte ab 1967 die Tauglichkeit des Bergwerkes als  Endlager für radioaktiven Müll. Die GSF begann mit der Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen in einem Gesamtvolumen von etwa 46.930 Kubikmetern, das entspricht rund 126.000 Fässern Atommüll.

Eingelagert wurde größtenteils in 12 Kammern zwischen der 725- und der 750m-Sole, indem die Fässer in die vom Salzabbau entstandenen Kammern gestapelt wurden. Als sich dies als zu umständlich erwies, kippte man die Fässer nur noch ab. Man blies Salz in die Zwischenräume und verschloss die Kammern. Auf der  511m-Sole wurden mittelradioaktive Abfälle mit einem Kran in eine Kammer herabgelassen, die dort auf einem Haufen liegen. Die Verpackung in Fässern hatte hierbei einen rein praktischen Nutzen, „man hätte das Material auch in Plastiktüten in den Berg tragen können“, so ein Markscheider der Anlage. Viele der Fässer sind zerdrückt und beschädigt.

1988 wurde einsickernde Salzlauge entdeckt, die den Beweis erbrachte, dass der Salzstock Risse im Mantel hat, durch welche dieses eindringt. Diese Tatsache wurde der Öffentlichkeit verschwiegen. Man begann die Flüssigkeit in Becken zu sammeln. Die Forschung in der Asse endete 1995 und der Betrieb wurde im selben Jahr an die Helmholz-Gemeinschaft übergeben.

Aufgrund wachsender Kritik an dem Umgang der Helmholz-Gemeinschaft mit den Problemen des Bergwerks und der verschleiernden Öffentlichkeitsarbeit übernahm 2009 das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Aufsicht über die Asse.

Im Verlauf des Betriebs wurden verschiedene Gremien aus Politik, Forschung und Gesellschaft geschaffen, um einen vertretbaren Umgang mit der Zukunft des Versuchsendlagers zu finden. Anhaltender Protest von Bürgerinitiativen und der Lokalpolitik, gepaart mit einem Gutachten, nach welchem die in der Schachtanlage auftretende plastische Verformung des Grubengebäudes und damit möglicherwiese auch der Laugenzufluss ab dem Jahr 2014 merklich zunehmen wird, führte nun, Anfang 2010, zu einem Vergleich der Schließungsoptionen.

Der Betreiber legte drei Konzepte vor: Vollverfüllung, Umlagerung und Rückholung der Fässer sowie des verstrahlten Salzes.

Die Option der Vollverfüllung beschreibt eine Verfüllung der Kammern mit Beton oder Mörtel, welche die Ausbreitung radioaktiver Stoffe hemmen sollen. Man würde Barrierebauwerke  in den Gängen errichten und diese zusätzlich bis zur 700m-Sole mit Beton verschütten. Anschließend brächte man eine Magnesiumchloridlösung in die verbliebenden Hohlräume,  das den umgebenden Salzstock nicht anlösen würde und schwerer ist, als zufließende Lauge. Diese schwämme also, wenn sie eintritt als zweite Phase auf der Lösung. Radioaktives Material würde, so die Befürworter, nur sehr langsam die Lösung kontaminieren und noch langsamer bis zur Lauge wandern. Diese würde allerdings vom zunehmend drückenden Salzstock irgendwann möglicherweise wieder in grundwasserführende  Schichten gepresst. Aber das dauere…

Die Umlagerung sieht eine geologische Erkundung des tieferliegenden Salzstockes vor. Man würde daraufhin neue Schächte in bis zu 1200m schaffen und das eingelagerte Material mit ferngesteuerten Maschinen aus den oben beschriebenen, sorgsamen Einlagerungszuständen herausholen,  um es neu verpackt hier einzulagern. Dann folge Beton. Geologische Erkundungen dauern allerdings ihre Zeit.

Die Rückholung wurde  aufgrund ihrer Langzeitsicherheit vom BfS als Präferenz angegeben. Das Verfahren ist ähnlich: Man nehme ferngesteuerte Maschinen und buddele die zerdrückten Fässer mitsamt ihrer salzigen Umgebung wieder aus. Eine unterirdische Umverpackungsanlage würde sie  pressen und in neue Behälter verpacken. Diese würden an die Oberfläche geschafft und dort in „Endlagerungsbehältern“ mit Beton vergossen. Voilà!

Im Raum Wolfenbüttel ist dies wohl die Option, die auch in der Bevölkerung den größten Anklang findet. Kritiker zweifeln allerdings an den „mannlosen Maschinen“, deren Arbeitsgeschwindigkeit, und der Realisierbarkeit der Verpackungsanlagen untertage. Wenn das gegen jeden Zweifel innerhalb eines Zeitplans von 8 Jahren geschafft ist – wo parkt man dann eigentlich die Betonbehälter mit einer geschätzten benötigten Stellfläche von 15 Fußballfeldern?

Eric Plagge

Weiterführende Links:

2 Kommentare zu "Schönes Niedersachsen…?!"

  1. Emu

    ganz ausgezeichneter artikel! vielen dank, eric.

  2. Stivi

    Vielen Dank, Eric. Hier steht mal recht kompakt alles wichtige zum Thema.

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