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Filmtipp: Good Food, Bad Food

Keine Angst vor Wertungen: Wie ein anderer Film über die Welternährung, "We feed the World", macht "Good Food Bad Food" aus seiner Parteilichkeit keinen Hehl. "Anleitung für eine bessere Landwirtschaft", so der Untertitel, darum und um nicht weniger geht es Filmemacherin Coline Serreau. Und dementsprechend kommen auch nur Befürworter eines radikalen Wandels der landwirtschaftlichen Praxis zu Wort. Erfolggeschichten des Biolandbaus werden hier erzählt­-und gleichzeitig wird der Alltag der industriellen Lebensmittelproduktion angeklagt, ja geradezu verteufelt.

Es sei eine Legende, dass nur die industrielle Agrarwirtschaft mit ihren Kunstdüngern, Insektiziden, Agrarmaschinen und transgenen Pflanzen die Weltbevölkerung ernähren könne. Schon früh im Film wird die Analogie zum Krieg aufgezeigt: Stickstoffhaltige Dünger und Riesentraktoren sind die Fortsetzung des Krieges, sie sind an die Stelle von Sprengstoffen und Panzern getreten, und ihr Einsatz wird durch mächtige Kriegspropaganda gerechtfertigt.

In solch wuchtigen Worten umschreiben Serreaus Protagonisten im zweistündigen Dokumentarfilm Probleme der Landwirtschaft. Ob Fragen von organischer Düngung, von der Bewahrung alter Saatgutarten oder dem Nutzen des Pflügens ̶ alles setzt die französische Regisseurin in den Kontext eines globalen Konfliktes zwischen Kleinbauern und Agrarindustrie. Es ist auch ein ungleicher Kampf zwischen männlicher Technokratie und weiblicher, traditioneller Weisheit. Vandana Shiva, Trägerin des alternativen Nobelpreis, setzt etwa die Abtreibungsrate weiblicher Föten in der frauenfeindlichen Gesellschaft Indiens in Bezug zur "Grünen Revolution", die einst die Landwirtschaft Südasiens modernisierte. Eine ordentliche Spur Mutter-Erde-Mystik scheint als Gegenentwurf immer wieder durch, etwa wenn ein Mandala-Garten angelegt wird.Nicht nur nach Indien und zu den Foodkooperativen Frankreichs, sondern auch zur Landlosenbewegung Brasiliens, der MST, führt die Recherche die Regisseurin. Hier wird erneut deutlich: Es ist ein Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse in der globalen Agrarwirtschaft, die von Monopolen und Großgrundbesitz, Subventionen und neokolonialen Strukturen geprägt sind.

Die Filmsprache Serreaus ist karg und wenig elegant, "Good Food, Bad Food" besteht in weiten Teilen aus zusammengehackten Interviewsequenzen, Dramaturgie und Montage treten gegenüber der Botschaft in den Hintergrund. Die Qualität des Films liegt in seiner Eindringlichkeit. Sein Thema ist - trotz allem verarbeiteten Spezialwissen - von übergeordneten Interesse: Schließlich ist jeder von uns Kunde und Endverbraucher der Landwirtschaft.

So bleibt einem dann einer der wenigen Lacher des Films im Halse stecken: Angesichts der Exzesse industrieller Lebensmittelproduktion solle man, wenn man sich zu Tisch setzt, sich gegenseitig nicht "guten Appetit" wünschen, sondern "Viel Glück".

Der Film läuft ab heute im Programmkino.

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