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Themenreihe „Offene Türen“: [V]el[C]ome[P]

Foto: www.KreativeKaos.de/pixelio.de

»Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.« (Matthäus 25,35)

Nicht nur auf Ebene der Gruppenstunde können wir als Pfadfinder und Pfadfinderinnen Türen öffnen. Auch auf Stammesebene eröffnet sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, Menschen die nach Deutschland geflohen sind, in unserer Mitte willkommen zu heißen. Im nachfolgenden Artikel werden Ansätze für mögliche Aktionen und Projekte geliefert und versucht zu reflektieren, was bei der Durchführung beachtet werden sollte. Natürlich finden sich hier nur Ansätze, die ihr hoffentlich als Anregung aufnehmen könnt. Vielleicht entstehen dadurch ganz andere, neue Ideen, deren Umsetzung sich sicherlich lohnt.

Am Anfang müsst ihr euch als Stamm oder Gruppe bestimmten Fragen stellen.

  • Worauf haben wir selbst Lust? Was sind unsere Möglichkeiten und Kapazitäten? Was sind unsere eigenen Fähigkeiten? Wo sind unsere Grenzen? Der letzte Punkt ist vor allem wichtig, um nicht am Ende überfordert zu sein.
  • Soll es ein einmaliges oder ein langfristiges Projekt sein?
  • Wer ist unsere Zielgruppe? Nur Kinder und Jugendliche oder ganze Familien; nur Frauen; nur Männer?
  • Soll ein neues Projekt initiiert werden oder wollen wir Geflüchtete in bereits bestehende Angebote einbinden? In diesem Fall, was müssen wir dabei beachten oder ggf. ändern und anpassen, damit es ein attraktives Angebot für Flüchtlinge ist?
  • Welche Angebote werden bereits von anderen organisiert? Kann man diese bestehenden Initiativen unterstützten? Was findet noch in dem Zeitraum statt, in dem wir unser Projekt machen wollen? Wenn beispielsweise zeitgleich Sprachkurse angeboten werden oder Öffnungszeiten von bestimmten Anlaufstellen sind, kann es passieren, dass euer Projekt kaum nachgefragt wird.
  • Wo besteht Bedarf vor Ort? Achtet darauf, ein Angebot zu schaffen, dass auf die Bedürfnisse abgestimmt ist. Es gibt eine Vielzahl an Projekten, die initiiert wurden und von Flüchtlingen nicht wahrgenommen wurden, da diese an ihren Bedürfnissen oder Möglichkeiten vorbei gingen. Daher informiert euch vorab vor Ort, welcher Bedarf besteht.

Um zu erfahren, welcher konkrete Bedarf vor Ort besteht, ist es wichtig, in Kontakt zu treten mit Stellen bzw. Initiativen, die bereits mit Flüchtlingen zusammenarbeiten bzw. sich mit dem Thema schon länger beschäftigen. Von ihren Erfahrungen und deren Kompetenzen könnt ihr nur profitieren.

Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hat auf seiner Homepage Adressen und Anlaufstellen einzelner Landkreise in Niedersachsen gesammelt. Auf der Homepage findet ihr auch teilweise Adressen für die Unterstützung von Freiwilligen. Außerdem verweist der Flüchtlingsrat auch auf den Migrationsberatungsatlas der Landesregierung. Hier finden sich weitere Adressen und Anlaufstellen. In vielen Städten und Landkreisen werden Freiwilligenagenturen tätig und koordinieren die von Bürgern angebotene Flüchtlingshilfe. Die Freiwilligenagentur ist also eine hilfreiche Anlaufstelle für euch.

Der Deutsche Bundesjugendring hat eine Arbeitshilfe zur Jugendverbandsarbeit mit jungen Geflüchteten erstellt. Ab S. 48 werden dort auch nochmal zentrale Stellen genannt, die ihr als Ansprechpartner nutzen könnt.

Darüber hinaus werden vielfach Kirchengemeinden tätig. Was macht eure Kirchengemeinde vor Ort?

Ebenso organisieren vielfach Sozialverbände Engagement unterschiedlichster Art wie Caritas, Diakonie u.v.m. Auf der Seite der youngcaritas findet ihr Beispielprojekte

Welche Initiativen vor Ort kennt ihr noch?

Nutzt euer gemeinsames Wissen. Macht ein Brainstorming, von welchen Initiativen und Projekten ihr bereits gehört habt, und überlegt euch, wen ihr anfragen wollt, mit wem ihr kooperieren wollt und wie eine mögliche Zusammenarbeit aussehen könnte. Ihr seid nicht allein - kooperiert mit bereits bestehenden Initiativen vor Ort und erfragt, inwiefern Unterstützung gebraucht wird.

Vielleicht sind die meisten der genannten Punkte euch bereits klar. Nichts desto trotz sind dies vielfach Dinge, die dazu führen, dass etwas nicht funktioniert, oder nicht so, wie man sich das vorgestellt hat.

Damit ihr ein paar konkrete Anregungen findet, sind hier noch ein paar Ansätze für Projekte aus dem künstlerisch-musischen Bereich.

SINGEN

Musik wird oft als etwas beschrieben, das direkt zum Herzen führt. Wenn wir an die letzte Singerunde am Lagerfeuer denken und das, was es in uns bewegt, können wir eine solche Beschreibung sicherlich gut nachvollziehen.

Singen und Musizieren sind fester Bestandteil des Pfadfindens. Warum also nicht einfach einen Singenachmittag mit Flüchtlingen veranstalten? Beispielsweise hat der VCP Seelze-Lohnde (SeLo) im Frühsommer ein Angebot für Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund gemacht. Hintergrund ist, dass die Stadt Seelze eine Gruppe für jugendliche Flüchtlinge zwischen 11 und 14 Jahren organisiert, die sich regelmäßig zum Singen treffen. Der VCP SeLo hat diese Gruppe für einen Nachmittag eingeladen, zum Spielen, Lagerfeuer machen usw. zusammen mit einer Gruppe des Stammes. Insgesamt war die Aktion sehr gelungen. Der Stamm hat sich im Anschluss vorgenommen, weitere solcher Aktionen durchzuführen. Die Aktion kam unter anderem durch persönlichen Kontakt zu einer Stadtmitarbeiterin zustande.

Das Beispiel zeigt, dass schon ein Singenachmittag positive Effekte haben kann und dass es, wie bereits betont, hilfreich ist mit anderen, wie Mitarbeitern der Stadt zusammenzuarbeiten. Diese können euch hilfreiche Tipps geben, beispielsweise welche Lieder man singen kann. Denn bedenkt, dass es oftmals zunächst Sprachbarrieren gibt. Und das Musik sich wunderbar eignet, diese Grenzen zu überwinden. Zusammen Musizieren bietet auch die Möglichkeit, dass sich Flüchtlinge selbst einbringen können. Vielleicht spielt jemand Gitarre oder Trommel? Vielleicht traut sich jemand ein Lied aus seiner Heimat zu singen?

KREATIV

Über das Singen hinaus gibt es natürlich noch unzählige weitere kreative Möglichkeiten, Projekte mit Geflüchteten umzusetzen. Das kann über ein eigenes Theaterprojekt, über ein Fotoprojekt hin zu Malnachmittagen oder dem Erstellen eines Graffitis gehen. Vielleicht kennt ihr jemanden, der Tanzworkshops anbietet? Für Tanzen braucht es keine Sprache. Ein gutes Medium, um Grenzen zu überwinden. Oder wie wäre es mit einem kleinen interkulturellen Fest mit Essen und Musik? Es ist sicherlich spannend, mit Flüchtlingen zusammen etwas Spezifisches aus dem Herkunftsland zu kochen. Ein weiteres Beispiel, von dem uns aus einem Stamm berichtet wurde, ist, dass dort in der Nachbarschaft eine neue Flüchtlingsunterkunft geschaffen wird. Diese wird als Containeranlage errichtet. Da diese Containeranlagen ja zumeist ziemlich trostlos und grau sind, hat der Stamm die Idee, mit Pflanzenspenden aus der Nachbarschaft und tatkräftiger Unterstützung aus der Nachbarschaft zusammen mit den Flüchtlingen einen kleinen Garten anzulegen. Ihr seht, eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt viele Wege, Türen zu öffnen.

In der gesamten Flüchtlingsdebatte werden Flüchtlinge zumeist als Opfer vermittelt. Unabhängig von den schweren Schicksalen sind es aber Menschen wie du und ich. Egal, in welcher Form ihr anderen Menschen, sowie Geflohenen begegnet, es sollte immer eine Begegnung auf Augenhöhe sein. Dies solltet ihr bei der Umsetzung eurer Projekte beachten. Weitere nützliche Informationen zur Jugendarbeit für junge Menschen mit Fluchterfahrung findet ihr in dieser folgenden Arbeitshilfe. Auf S. 47 findet ihr eine Checkliste, in der nochmal einige Arbeitsschritte genannt werden, die für die Vorbereitung und Planung eines Projektes bedacht werden sollten.

Wie ihr seht gibt es eine unüberschaubare Fülle an Infomaterialien. Aber lasst euch nicht einschüchtern. Beschäftigt euch mit dem Thema, reflektiert was ihr tut und habt Spaß an den Projekten, die ihr macht.

Gut Pfad!

Christina für den AK Religionspädagogik

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